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Vier vom Verein
Ort: PKB KunstLADEN
Dauer der Ausstellung:
26. April - 21. Juni 2025
Vernissage:
26. April 2025 - 15.00 Uhr
Öffnungszeiten:
Freitag - Samstag: 15.00 - 18.00 Uhr
Ort der Veranstaltung:
PKB KunstLADEN
17489 Greifswald
Feldstraße 20
In der Ausstellung »Vier vom Verein« zeigen Jörg Brandt, Frank Hegemann, Stefan Hintermeier und Pia Zunker Teile ihrer künstlerischen Arbeit.
Seien Sie herzlich eingeladen und lassen Sie sich von der Vielfalt der vier Künstler vom Pommerschen Künstlerbund inspirieren.
Laudatio
Ausstellung »Vier vom Verein«
KunstLADEN Greifswald, 26.4.20025
»In der Kunst schweigt der Mensch und das Bild spricht«, hat Boris Pasternak gesagt und recht hat er damit. Damit wäre meine Aufgabe, eine Einführung in diese Ausstellung zu geben, eigentlich überflüssig und es genügte zu sagen: Schauen Sie sich die Bilder an und bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.
Nun hat meine jahrzehntelange Erfahrung mit Ausstellungseröffnungen aber gezeigt, dass viele Besucher dankbar sind, wenn man ihren Blick schärft, indem man ihnen einen kurzen Überblick über Intentionen und Arbeitsweise der einzelnen Künstler gibt.
Die Ausstellung »Vier vom Verein« wird alljährlich von vier Mitgliedern des Pommerschen Künstlerbundes gestaltet, in diesem Jahr, das ist das Besondere, von vier neuen Mitgliedern, die in den letzten beiden Jahren eingetreten sind. Wir freuen uns sehr über den Zuwachs, der unseren Bund verjüngt und bereichert.
Hier nun meine eigenen, ganz subjektiven Eindrücke zu den hier ausgestellten Werken, ich stütze mich aber auch auf Aussagen und Statements der Künstler und danke ihnen herzlich für ihre Zuarbeit in Wort und Bild.
Getreu dem Motto »Ladies first« beginne ich mit Pia Zunker.
Sie ist professionelle Künstlerin, hat Malerei, Grafik und Plastik an der Kunsthochschule Dresden studiert und ein weiteres Studium der Malerei und Grafik an der Kulturakademie Dresden mit Auszeichnung absolviert.
Ich zitiere sie: „Porträtmalerei verstehe ich als wichtigsten Teil meiner Arbeit. Auch Stillleben haben für mich eine seelische Komponente. Mich interessiert an der Kunst weniger das Äußerliche, sondern das Geheimnisvolle, das allem innewohnt. Die Beobachtung und Verarbeitung von Stofflichkeit ist kein Selbstzweck, sondern dient mir der Sichtbarmachung.“ Farbenfreudig, farbenprächtig sind diese Arbeiten, sodass wir uns ihrer Wirkung nicht entziehen können.
In ihrem hier gezeigten Porträt steigert P. Z. die Farbe ins Dramatische und erreicht durch den Hell-Dunkel Kontrast in der Tat etwas geheimnisvoll Abgründiges.
In ihren Stillleben lenkt sie die Konzentration auf das opulent gemalte Motiv, in dem sie den Hintergrund reduziert, ihn ganz hell oder ganz dunkel gestaltet. Was sie in ihrem Statement über ihr Bemühen um Stofflichkeit gesagt hat, möchte ich noch einmal betonen: Beachten Sie, wie sie den seidigen Glanz der Blütenblätter, die spiegelnde Glätte der dunklen Glasvase oder die fedrige Textur der weißen Blüten herausarbeitet. Die raffinierten Farbklänge, die sie für die Nuancen von Helligkeit und Sättigung gewählt hat, sind nicht dem Zufall überlassen und machen die Eleganz und Harmonie ihrer Bilder aus. Ihre Farbklänge verführen zu lebensfroher Lebendigkeit. Was für ein guter Ansatz! Denn Kunst darf verführen. Kunst soll verführen - jeden von uns! Wozu auch immer.
Stefan Hintermeier hat Politik-und Kommunikationswissenschaft studiert, arbeitet hauptberuflich im Bereich Presse-und Öffentlichkeitsarbeit und ist vor einigen Jahren aus Süddeutschland nach Stralsund gezogen. Künstlerisch ist er Autodidakt und präsentiert sich hier mit Arbeiten in Pastellkreide, einem Mittel, das zwischen Zeichnung und Malerei zu verorten ist. Für die Arbeit in der freien Natur ist es gut geeignet, weil es leicht zu transportieren ist, keine weiteren Utensilien als die Stifte und die Finger zum Verwischen braucht und nicht trocknen, dafür aber fixiert werden muss.
Zitat: „Angeleitet und inspiriert durch meinen Vater Gerd Hintermeier, der als Künstler und Kunsterzieher tätig war, kam ich früh zum Zeichnen und Malen ... Malen war für mich immer ein Prozess des Sich-Verbindens und Vertrautwerdens mit der Umgebung, in der ich lebe, ein Prozess des Kennenlernens, des Ankommens und Heimischwerdens ... Neben der Öl- und Acrylmalerei gilt meine Leidenschaft vor allem der Pastellmalerei, da sich hier ganz besonders eindrucksvoll Lichtstimmungen einfangen und wiedergeben lassen. Licht ist ein roter Faden in meiner Malerei. Die Stimmung eines Augenblicks in der Natur ist bestimmt durch das Licht. Deshalb male ich das Licht im Wechsel der Tages-und Jahreszeiten. Und da Licht Farbe ist und Pastell reines Pigment, ist letzteres das ideale Medium, um durch die Farben des Lichts die Stimmung des Augenblicks auszudrücken.“ S. H. folgt in seinen Arbeiten einer realistischen Auffassung und bevorzugt eine naturgetreue Wiedergabe des Motivs in den Erscheinungsfarben. Es geht ihm um das Zusammenspiel der Farben und Formen, um Kontraste oder sanftes Ineinanderfließen in wechselnden Naturstimmungen. Durch den luziden, transparenten Farbauftrag gelingen ihm schimmernde Lichtstimmungen mit hell flirrenden Akzenten auf Wasser, Steinen, Kieseln, Schilfhalmen und Spuren im Sand.
Es ist eine spontan wirkendende Malerei, die den Prozess der Bildfindung in seiner ursprünglichen Lebendigkeit für den Betrachter erfahrbar macht, und es ist schiere Freude am Malen, die hier für mich zum Ausdruck kommt und auf mich als Betrachter überspringt.
Frank Hegemann zeigt Bilder aus der Reihe »Polaroid Painting«, was ich mit Sofortbild-Malerei übersetzen möchte.
F. H. war Dozent für Sinologie in Duisburg, hat u.a. in Taiwan studiert und gearbeitet, dann bei verschiedenen Künstlern eine Ausbildung durchlaufen und lebt heute in Berlin.
Er sagt: »Malen bedeutet für mich in eine andere Welt einzutreten. Ein Gespräch mit Formen und Farben einzugehen. Manchmal versteht man sich, manchmal redet man aneinander vorbei. … Als Landschaft hat mich Rügen immer inspiriert. Vor allem die Steilküste bei Lauterbach. Aber auch die Stille von Groß Zicker oder das Licht von »Landsend« bei Thiessow wirken auf mich. Oder die Wildnis bei Prora.
Polaroid steht für mich aber nicht nur für die Form, sondern auch für die Herangehensweise. Alle Bilder werden in einem möglichst kurzen Zeitraum gemalt. Fehler werden in Kauf genommen und fließen in die Aussage mit ein.«
Ich würde F. H. als expressiven Realisten einordnen, was sowohl in seinen Menschenbildern als auch in den Landschaftsdarstellungen zum Ausdruck kommt. Farbe in ihrer sinnlichen Wirkung und in ihrer ausbalancierten Konzentration war, ist und bleibt Dreh- und Angelpunkt von künstlerischer Arbeit, das Weglassen von Unwesentlichem führt zur Essenz der Dinge und Erscheinungen. Mit Vorliebe dramatisiert F. H. seine Eindrücke und wandelt sie zu nuancenreicher Farbintensität und kraftvollem Ausdruck, voll Spannung und Energie.
Die Beschäftigung mit dem Porträt und der menschlichen Figur bleibt ein wichtiges Aufgabenfeld der Kunst. Hegemanns Porträts sind Gesichter voll Leben, die zwischen Verinnerlichung und exaltierter Mimik schwanken. Eine gewisse Komik ist einigen von ihnen nicht abzusprechen.
»Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen«, so Henri Matisse, und das trifft hier in hohem Maße zu. Zum Ausdruck kommt eine hohe Fertigkeit des künstlerischen Handwerks, die durch genaues Beobachten und intensives Studium mutige, expressive Kompositionen hervorbringt.
Last but not least wende ich mich Jörg Brandt zu.
Lassen wir ihn zunächst selbst zu Wort kommen:
»Ich male und gestalte seit nunmehr relativ 5 Jahrzehnten. Beruflich bin ich anfänglich andere Wege gegangen, bevor ich mich der Malerei ganz verschrieben hatte, nämlich dem Handwerk, der Technik und dem Grafik Design. Ich habe das im Laufe der Jahre aber gänzlich zurückgelassen, bis ich irgendwann nur noch gemalt habe. Ich bin autodidakter Künstler, Mitglied im „Berufsverband Bildender Künstler Berlin“ und 26 Jahre lang war ich Mitglied der Hamburger Künstlergruppe TSETSE.
Meine Schaffensbereiche umfassen Zeichnung und Radierung, die Malerei mit Ölfarben, Objektkunst mit Holz, Baumrinde und anderen Materialien.
Eine feste thematische Ausrichtung lässt sich in meiner Arbeit schwer festmachen. Ich sehe mich als einen kreativen Wanderer: mal spielerisch-experimentell, mal kritisch, mal konstruktiv, manchmal auch politisch oder gesellschaftlich engagiert.
Seit Mitte der 1980er beobachte ich mit zunehmender Sorge, wie unsere Welt zu zerbrechen scheint. Gleichzeitig empfinde ich eine tiefe Faszination für die Kraft und Schönheit der Natur – insbesondere für Wälder und Bäume.«
Für mich sind J. B’s Ölbilder und Radierungen ein Fenster, die den Blick in eine besondere Welt bieten, seine fantastische Welt, facettenreich und lebendig, scharf beobachtet und hintergründig, ironisch, absurd, grotesk, allegorisch.
Von Picasso stammt der Ausspruch: »Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit zu begreifen lehrt.« Das heißt, dass wir die verborgene Wahrheit hinter den Bildern suchen müssen. Das geht nicht im flüchtigen Vorübergehen, das erfordert Zeit und Mühe. Unterschiedliche Interpretationen sind erlaubt, wenn nicht gar gewollt. Die Assoziationen des Künstlers lassen sich vom Betrachter sicherlich nicht vollständig entschlüsseln. Hier haben wir die Gelegenheit, dem Künstler Fragen zu stellen. Ob er sie beantworten will, sei dahingestellt.
Als Resümee meiner Ausführungen zu den vier so unterschiedlichen künstlerischen Stimmen dieser Ausstellung noch dies:
Manchmal stimmt uns ein Kunstwerk heiter, manchmal ernst. Kunst kann im Ergebnis vergnüglich, aber auch anstrengend sein. Kunst darf vergnügen. Kunst darf anstrengen. Kunst darf und kann all das. Und das ist gut so.
Lilo Schlösser